Zuhörerei: Notiz Nummer 153
„Letztes Jahr, es war an einem kalten Wintertag vor Weihnachten, traf ich im Lift beim Illuster auf einen jungen Mann im Rollstuhl“, erzählt mir ein Mann. „Er war allein und konnte sich weder bewegen, noch waren seine Laute verständlich. Er hatte ein frohes Grinsen im Gesicht, war aber ziemlich aufgeregt und suchte hilflos nach Hilfe. Ich fühlte mich seltsam berührt, auch etwas beschämt, weil mir nicht klar war, wie ich ihm helfen konnte.
Endlich stellte ich fest, dass seine rechte Hand unter dem Gurt verrutscht war. Logisch, der Mann konnte seinen Computer auf der Armlehne nicht mehr bedienen. Somit war er komplett handicapiert.
Ich musste seine rechte Hand wieder genau nachjustieren. Jeder Finger musste millimetergenau über die entsprechende Tastatur platziert werden, damit er seinen Rollstuhl wider bedienen konnte. Das dauerte einige Minuten. Ich kam regelrecht ins Schwitzen.
Der Mann im Rollstuhl lachte über das ganze Gesicht und versuchte ein Wort auszusprechen. Nach mehrmaligem und genauem Hinhören verstand ich das Wort: Ausgebüxt! Diese Geschichte erheiterte mich den ganzen Tag.“
Lena Estermann, notiert in der Zuhörerei beim Stadtpark
