„Wenn ich mal blind bin, bin ich vorbereitet.“

Zuhörerei: Notiz Nummer 152

Im Stadtpark führe ich ein Gespräch mit zwei Primarschülerinnen. Hier, was sie mir erzählten: „Vier Kinder unserer Klasse sind Brillenträgerinnen. Im letzten Sommer haben wir uns gemeinsam mit einer Praktikantin mit der Blindenschrift beschäftigt. Es ging darum, sich vorzustellen, wie sich Menschen mit einer Sehschwäche im öffentlichen Raum orientieren können.  In der Blindenschrift werden die Buchstaben mit Punktecodes ersetzt. Ein A ist zum Beispiel oben links ein Punkt. Ein C sind oben zwei waagrechte Punkte.

Die Lehrerin verteilte uns allen ein Blindenschrift-Alphabet. Mit Hilfe dieser Liste durften wir uns gegenseitig geheime Botschaften schreiben. Mit Weissleim haben wir auf Karten aus Karton die entsprechenden Punkte gesetzt.  Da sich beste Freundinnen eben blind verstehen, hatten wir uns die gleiche Botschaft geschrieben. Nur mit etwas anderen Worten. Ich schrieb: Juhuh bald sind Ferien. Sie schrieb: Bald sind Ferien. Wenn wir mal blind sind, sind wir vorbereitet.“

Lena Estermann, notiert in der Zuhörerei im Stadtpark. 

In der Schule hat die Schulklasse das Blindenschrift-Alphabet kennengelernt.