Je älter man wird

Zuhörerei: Notiz Nummer 145

„Meine Mutter ist 83 Jahre alt und hat schon fast all ihre lieben Freunde*Innen verloren“, erzählt M., selber 56jährig „Immerhin sind ihr noch vier Personen geblieben: Hugo malt für sie schöne Bilder. Erika schreibt Gedichte. Die beiden gehen zusammen in die Oper. Berta ist noch rüstig auf den Beinen und Joe macht ihr seit Jahren vergeblich den Hof.“

Zusammen mit M. treffen wir uns an Sonntagen immer zum Tatort-Krimispass. Unsere grossen Kinder sind manchmal auch dabei. Heute feiern wir zusammen zudem den Einzug einer neuen Mitbewohnerin. Wir geniessen auf einem wunderschönen Balkon schon am Nachmittag den herrlichen Blick über ganz Uster und werden vegan bekocht.

 „Auf ein, frohes Zusammenwohnen“, prostet uns die Gastgeberin zu.“ Gläser klirren. „Je älter man wird, desto wichtiger ist es, dass man sich mit den Jungen verbindet“, sagt die neue Mieterin: „Ich habe immer wieder generationsübergreifend in  Wohngemeinschaften gelebt. Daraus haben sich tiefe und verbindliche Freundschaften entwickelt. Wenn dir im Alter die gleichaltrigen Freund*innen wegsterben, bleibst du trotzdem nicht allein.“

Lena Estermann, notiert in der Zuhörerei unterwegs