Zuhörerei: Notiz Nummer 143
„Corona war hart“, erzählt mir die Frau, die bald 80 Jahre alt wird. „Wenn man alleine lebt und die Kontakte nur eingeschränkt möglich sind, rutscht man schnell in eine traurige Stimmung. Wenn dann gleichzeitig noch Schmerzen dazu kommen, Schmerzen in den Beinen und in den Händen, machen diese den Tag noch schwerer. Zum Glück habe ich eine Freundin, mit der ich fast täglich via skype telefonieren konnte. Irgendwann hat sie während des Video-Telefons ihre Handorgel ausgepackt. Sie hat gespielt, ich habe gesungen. Via skype klingt die Musik natürlich etwas schief. Aber wir haben immer so fröhlich gelacht. Meine Freundin hat mich angesteckt. Jetzt wollte auch ich wieder Handorgel spielen, wie ich es als Kind früher gemacht hatte. Mein Sohn hat mir eine Handorgel organisiert. So trainiere ich jetzt jeden Tag meine alten, etwas steifen Finger und meinen Kopf. Es tut mir einfach gut. Die eigene Laune kann am Boden sein, mit jedem Lied wird es leichter, heller. Seit sechs Wochen treffen wir uns nun auch wieder und musizieren gemeinsam in unseren Stuben.“
Beatrice Stebler, notiert in der Zuhörerei unterwegs.
