Zuhörerei: Notiz Nummer 127
Beim kleinen Bunker auf dem Zeughausareal spielen Kinder. Der Bunker hat drei Augen. Seine Pupillen sind schwarze Löcher. Die Jungs treten die kleine Betonfestung mit ihren Füssen. Sie schreien „Hallo!“ und suchen das Weite, als würden sie von einem bösen Tier verfolgt.
„Was ist denn im Bunker drin?“, frage ich. „Ein Krokodil!“, sagt der Kleine und ahmt mit den Armen die Klapper–Bewegungen eines gefährlichen Reptilienmauls nach. „Ein böses Monster!“, sagt das Mädchen im roten Pullover. „Eine Kuh, ein Kaninchen und ein Igel, die zusammen eine Disco-Party machen!“, sagt die Grosse. „Ein einsamer Clown“, meint das dritte Mädchen. „Alles falsch“, spielt eine Frau, die die Kinder auch beobachtet hat, gleich selbst mit: „Da drin wohnt Malin, ein struppiges Pelztier. Es möchte endlich freigelassen werden und mit euch spielen!“
Die Kinder betrachten die Frau mit prüfendem Blick. Die Jungs suchen nach Halt an den Mädchenhänden. „Wissen Sie, wo der Schlüssel ist?“, fragt das Mädchen im roten Pulli. Die Frau schüttelt den Kopf und verabschiedet sich freundlich.
Themen: Zusammenleben
Lena Estermann, notiert in der Zuhörerei unterwegs.

Wer wohnt hier drin? Darauf suchen nicht nur die Kinder eine Antwort. Auch eine erwachsene Passantin beginnt mit zu spielen.