„Wie können blinde Menschen überhaupt klar kommen?

Zuhörerei: Notiz Nummer 107

„Heute stand plötzlich ein älterer Mann neben mir am Bahnhof Stadelhofen“, erzählt mir ein 16jähriger junger Mann, der extra für den Klimastreik seine Arbeit in Zürich unterbrochen hat. „Der Mann fragte mich, ob ich ihm helfen könne, er würde fast nichts mehr sehen. Er sagte, die modernen Abfallkübel hätten verschiedene Unterteilungen und er wisse nicht, wo die Abteilung fürs Papier sei. Das könne er nicht erkennen.

Ich zeigte ihm die vier zusammengebauten Abfallkübel und sagte ihm, dass jede Unterteilung mit Buchstaben die angeschrieben sei. Ich dachte, vielleicht könne er die Aufschrift das nächste Mal auch ertasten. Er bedankte sich.

Während dem Warten auf den Zug, habe ich mich gefragt, wie sehbehinderte Menschen am Bahnhof überhaupt klar kommen können. Sie können ja auch die Anzeigetafeln nicht lesen. Das Leitsystem auf dem Boden ist sicher hilfreich, aber da gibt es noch so viel mehr, was Menschen, die nicht gut sehen, herausfordert.

Als mein Zug einfuhr, sprach mich der Mann nochmal an. Ich glaube, er wusste nicht, dass er mich schon einmal angesprochen hatte. Er fragte mich, ob dies der Zug nach Winterthur sei. Ich sagte ihm, dass er noch warten müsse. Dies sei erst die S5 nach Uster. Schon eindrücklich, wie wenig ich über das Leben von Menschen weiss, die mit einer Behinderung leben.“

Beatrice Stebler, notiert in der Zuhörerei im Stadtpark am Klimastreik.

Abfallkübel am Bahnhof Stadelhofen. Vier getrennte Container

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